Design-Workshop: Das Geheimnis der Variation
Stilbruch? Schnee von gestern. Wie man mit subtiler Stilvariation frischen Wind in Wohnräume bringt
Kaufen Sie Socken ruhig im praktischen Zehnerpack, wenn es Sie glücklich macht. Aber Ihrer Wohnungseinrichtung käme es zugute, beim Möbelkauf auf ein Set aus Einerlei zu verzichten.
Es gibt auch gar keinen triftigen Grund für uniforme Stuhlgruppen oder Leuchten in Serie. Viel mehr lohnt es sich, angelernte Gestaltungsregeln hier und da infrage zu stellen. Was nicht heißt, dass man auf Vorhänge aus Filz umsteigen oder künftig im Sarg nächtigen muss – die betörendste Wirkung liegt oft im Detail. Die folgenden Beispiele zeigen, dass schon kleine Abweichungen von der Norm große Effekte erzielen können.
Es gibt auch gar keinen triftigen Grund für uniforme Stuhlgruppen oder Leuchten in Serie. Viel mehr lohnt es sich, angelernte Gestaltungsregeln hier und da infrage zu stellen. Was nicht heißt, dass man auf Vorhänge aus Filz umsteigen oder künftig im Sarg nächtigen muss – die betörendste Wirkung liegt oft im Detail. Die folgenden Beispiele zeigen, dass schon kleine Abweichungen von der Norm große Effekte erzielen können.
Ein kleiner Test zum Einstieg: Sollte Ihr Herz beim Anblick dieser Einrichtung augenblicklich höher schlagen, weil Sie am liebsten Synchronspringen schauen, und Sie sich kaum etwas Schöneres vorstellen können, als die perfekte Symmetrie … dann sollten Sie sich dieses Ideenbuch gar nicht weiter ansehen. Sollten sich Ruhepuls und Augenlider jedoch gerade gefährlich gesenkt haben, leisten wir mit folgenden Tipps Erste Hilfe:
Same same but different. Andy Warhol war Meister der Serialität. Indem er das Siebdruckverfahren für sich entdeckte, machte er Kunst zu einem Massenprodukt. Gleichzeitig wusste er: Eine Serie wird interessanter, wenn man sie ein wenig variiert. So stellte er gleiche Motive einander gegenüber, aber in unterschiedlichen Farbkombinationen – keiner, der die kunterbunten Gesichter von Marilyn Monroe heute nicht kennt.
Sollten Sie sich an Marilyn jedoch schon satt gesehen haben, könnten Posterdrucke seiner poppigen Kuhköpfe eine lustige Variation sein.
Sollten Sie sich an Marilyn jedoch schon satt gesehen haben, könnten Posterdrucke seiner poppigen Kuhköpfe eine lustige Variation sein.
Oder man sucht sich ein neues Gesicht. Bei dieser Bilderserie in einem Loft in Pittsburgh, Pennsylvania, handelt es sich um Selbstporträts eines Künstlers namens Liptiez, die über einen Zeitraum von 20 Jahren entstanden sind.
Der besondere Reiz der Variation, das wird bei einer größeren Menge an Objekten deutlich, besteht darin, immer nur ein oder zwei Merkmale zu verändern. Hier sind es insbesondere die Gewichtung der Farbe und der Blickwinkel.
Der besondere Reiz der Variation, das wird bei einer größeren Menge an Objekten deutlich, besteht darin, immer nur ein oder zwei Merkmale zu verändern. Hier sind es insbesondere die Gewichtung der Farbe und der Blickwinkel.
Was mit Bildern funktioniert, funktioniert auch mit Möbeln. Hier hat man allerdings die Form verändert. Alle Stühle an diesem Esstisch sind schwarz, auch die Materialien ähneln einander. Die Formensprache dagegen ist völlig unterschiedlich, wenn es sich auch bei allen um Designklassiker handelt.
Der Chair One von Konstantin Grcic (vorne links) gesellt sich zum ikonischen Masters Chair (rechts daneben), entworfen von Philippe Starck für Kartell, während ein Panton Chair aus dem Hause Vitra das linke Kopfende ziert.
Einen Designerstuhl zu besitzen, gehört inzwischen beinahe zum Standardrepertoire all jener, die etwas auf ihre Einrichtung halten. Dass Wohnungen sich mittlerweile oft gleichen wie ein Katalogfoto dem anderen, fällt dabei scheinbar den Wenigsten auf. Dieses Arrangement hingegen zeigt: Ich kenne mich aus, aber ich habe auch einen eigenen Geschmack – und kreative Ideen.
Der Chair One von Konstantin Grcic (vorne links) gesellt sich zum ikonischen Masters Chair (rechts daneben), entworfen von Philippe Starck für Kartell, während ein Panton Chair aus dem Hause Vitra das linke Kopfende ziert.
Einen Designerstuhl zu besitzen, gehört inzwischen beinahe zum Standardrepertoire all jener, die etwas auf ihre Einrichtung halten. Dass Wohnungen sich mittlerweile oft gleichen wie ein Katalogfoto dem anderen, fällt dabei scheinbar den Wenigsten auf. Dieses Arrangement hingegen zeigt: Ich kenne mich aus, aber ich habe auch einen eigenen Geschmack – und kreative Ideen.
Gleiches Objekt, gleiches Prinzip – anderes Material. Selbst eingefleischte Minimalisten müssen angesichts dieser Komposition zugeben, dass dem Charme kleiner Abweichungen nur schwer zu widerstehen ist (das gilt auch für die kleinen Blumensträuße auf dem Tisch).
Wie viel eine kleine Veränderung ausmachen kann, wird besonders deutlich, wenn man den vorherigen Beispielen eine uniforme Serie gegenüber stellt. Auch bei diesen Stühlen handelt es sich um Klassiker – nur dass hier ein Eames Plastic Side Chair neben dem anderen steht – und auch noch eine Leuchte in passenden Farben gewählt wurde, korrespondierend zu den weißen Schrankfronten.
Man hat es mit der Abstimmung vielleicht ein Quäntchen zu gut gemeint. Uniforme Farben und Formen – das wirkt solide und stimmig, aber auch einen Tick langweilig.
Man hat es mit der Abstimmung vielleicht ein Quäntchen zu gut gemeint. Uniforme Farben und Formen – das wirkt solide und stimmig, aber auch einen Tick langweilig.
Gelingen kann die Stilvariation natürlich nur, wenn die Einrichtungsgegenstände, die variiert werden sollen, auch tatsächlich als Gruppe zu erkennen sind.
Der verspielte Effekt ginge vollständig unter, würden diese drei Hängeleuchten von Tom Dixon nicht alle über demselben Tisch hängen. Es zeigt sich, dass Abweichungen gerade dort empfehlenswert sind, wo sonst Symmetrie vorherrscht. Die strenge Atmosphäre wird so gleichzeitig betont und doch unterbrochen.
Der verspielte Effekt ginge vollständig unter, würden diese drei Hängeleuchten von Tom Dixon nicht alle über demselben Tisch hängen. Es zeigt sich, dass Abweichungen gerade dort empfehlenswert sind, wo sonst Symmetrie vorherrscht. Die strenge Atmosphäre wird so gleichzeitig betont und doch unterbrochen.
Die Stilvariation bringt nicht nur erfrischende Leichtigkeit ins Interieur, sie hat noch einen anderen Vorteil: Eine Entscheidung etwa zwischen der ganz runden, der ovalen oder der leicht gezackten „Bubble Lamp“ von George Nelson zu fällen, ist nicht mehr nötig.
Hält man sich streng daran, nur einen oder zwei Faktoren einer Produktgruppe zu verändern, kann kaum etwas schiefgehen.
Bei wem bereits diese Beistelltische in verschiedenen Farben und Größen von Muuto das Harmoniebedürfnis auf die Probe stellen, für den lässt es sich rasch mit ein paar schlichten Accessoires in gleicher Farbe und gleichem Material wieder geraderücken.
Bei wem bereits diese Beistelltische in verschiedenen Farben und Größen von Muuto das Harmoniebedürfnis auf die Probe stellen, für den lässt es sich rasch mit ein paar schlichten Accessoires in gleicher Farbe und gleichem Material wieder geraderücken.
Und hier noch einmal das Rezept zusammengefasst:
Man nehme
Man nehme
- eine Produktsorte (Möbelstück oder Einrichtungsgegenstand)
- ordne mehrere Teile davon sichtbar als Gruppe an (zum Beispiel um einen Tisch herum)
- und achte darauf, dass die einzelnen Stücke der Serie sich in mindestens einem oder mehreren Merkmalen (Form, Farbe, Größe oder Material) unterscheiden.